Leserbrief

Ben Waldner 27. September 2013
Leserbrief

Als Taxifahrer macht man ja so einiges mit und meine Kollegen können mir mit Sicherheit zustimmen, wenn ich behaupte, dass man vieles davon mittlerweile kommentarlos hinnimmt. Doch die Tatsache, dass es immer mehr Firmen gibt, die es mit dem Taxigewerbe „mal versuchen“ wollen, aber natürlich mit schicken, edlen Fahrzeugen und nicht so normal und eingestaubt wie unsere Taxen, lässt mich einfach nur verwundert den Kopf schütteln. Folgendes Ereignis ist der eigentliche Aufhänger für meinen Brief.

Ich nahm eine Fahrt an, nichts Ungewöhnliches könnte man jetzt denken, doch dabei handelte es sich um einen Auftrag, den eigentlich die Konkurrenz der „Luxus- Taxis“ bedienen sollte, aber leider mangelte es bei den lackschwarzen Limousinen an Kapazität, sodass die Konkurrenz entschied, ein stinknormales Taxi für den Kunden zu bestellen. Sie bestellten mich und so fuhr ich zum Flughafen Tegel, um dort zu warten.

Ich wartete 5 Minuten, es vergingen 10 Minuten, ein Blick auf meine Uhr, die fleißig lief und schlussendlich traf nach 20 Minuten Warterei nicht nur der Fahrgast ein, sondern auch- oh Wunder- die edle Luxuskarosse. Und dreimal dürfen Sie raten, was dann geschah. Der Chauffeur- Fahrer klingt schließlich zu eingestaubt- der Limousine handelte kurzerhand einen attraktiven Festpreis mit dem Fahrgast aus. Getreu dem Motto: „Steigen Sie bei mir ein. Ich fahre Sie für 35 € oder wollen Sie jetzt etwa Geld für die Wartezeit des Taxis berappen?“

Die Frage wofür sich der Gast entschied, muss ich nicht stellen und wenn ich der Gast gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich genauso entschieden. So stand ich also da, ohne Tour, dafür mit 20 Minuten Warten im Gepäck und mit einer Fehlfahrt wie sie im Buche steht. Mein persönliches Fazit fällt ernüchternd aus: Taxifahren bzw. Vermitteln sollte von Leuten in die Hand genommen werden, die die Branche begriffen haben und nicht nur darauf abzielen, den Personentransport auf Biegen und Brechen einer Revolution zu unterziehen.

Der Verfasser des Briefes möchte unbekannt bleiben